Ein Gespräch mit Saskia, Mit-Organisatorin des JungesSMünchen-Switcher-Treffens

An unserem Stand auf der Boundcon im Mai 2016 haben wir uns für einen Moment dem Trubel entzogen und uns in die bequemen Sessel gefläzt. Das Ergebnis ist ein Interview mit Saskia, einer Frau mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung, die seit Anfang des Jahres das Switcher-Treffen von JungeSMünchen mitorganisiert.
 

Wer bist du und was machst du?
Ich bin Saskia, bin Medizinstudentin und BDSMlerin.

Welche Rolle spielt BDSM in deinem Leben?
Es ist mein Haupthobby, wo ich mich komplett ohne Grenzen und ohne Zwang komplett ausleben kann. Es ist mein Freiraum, mein Safespace.

Wie liebst und spielst du?
Ich liebe sehr zurückhaltend und spiele sehr forsch.
Ich bin heteroflexibel bis bi, ich switche, bin aber mehr dominant.

Ein Ausdruck, der dein Szene-Leben/-Ich beschreibt?
„Mehr von allem“ - vor allem seit ich switche.

Das stärkste BDSM-Symbol für dich?
Ein Halsband, das ich von jemandem kriege, oder das ich jemandem gebe.

Was gehört für dich zum Spiel dazu?
Absolute Hingabe. In dem Moment und für den Moment da sein.
Ein Abend ist für mich auch sehr gelungen, wenn es einen Kampf um die Oberhand gibt. Das kickt einfach extrem. Am besten, wenn es in der U-Bahn schon anfängt: Wer darf heute was machen? Nicht-Switcher kennen das glaube ich nicht.

Dein Eindruck von der Boundcon?
Ich bin das erste Mal da und mir gefällt es ziemlich gut, ich hatte mit mehr Trash gerechnet. Mir gefällt eigentlich an jedem Stand etwas, das ich sofort kaufen würde, wenn ich das Geld hätte.

Was wäre in deiner Einkaufstasche, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
Ein schönes Halskorsett aus Leder.

Was ist dein Lieblingskleidungsstück im Szene-Kontext?
Definitiv Korsett.

Was wäre dein erster Kommentar, wenn sich dein Kind outen würde?
Willkommen auf der dunklen Seite!
Ich wäre wohl nicht überrascht und würde einen SMJG-Flyer in die Hand drücken.

Wie waren bisher die Reaktionen auf dein Outing?
Es war noch nie jemand überrascht, es haben immer alle gesagt: „Das habe ich mir gedacht“.

Wenn du dir deine Sexualität aussuchen könntest… was würde du für dein Leben wollen?
Ich würde es mir genau so zusammenstellen, wie ich es jetzt habe. Ich würde eine Frau sein, mit Interesse an allem.

Dein Tipp an junge Leute, die erst anfangen, sich mit dem Thema auseinander zu setzen?
Auf die Stammtische gehen - sich nicht reinreden lassen, wie man was zu machen hat - mit dem Flow gehen - machen, was einem Spaß macht. Und hoffentlich jemanden finden, mit dem dieselben Verrücktheiten kompatibel sind. Wenn beide damit einverstanden sind, läuft es.

Was machst du, damit dein Spiel sicher ist und nichts schiefgeht?
Im Vorhinein viel kommunizieren und reden. Ich achte immer auf die Mimik und im Zweifelsfall frage ich nach, selbst wenn es auf Kosten des Subspace geht.
Beim Fesseln schaue ich natürlich immer, dass nichts kalt wird.

Wenn du dir einen Job aussuchen könntest, welcher wäre das?
Das, was mein Plan für die Zukunft ist: Ich würde in die medizinische Forschung gehen.

Wofür hättest du gerne mehr Zeit?
Meine Familie. Wobei immer die Frage ist, will ich Freizeit haben oder meine Familie sehen?
Zum Beispiel hätte ich zum Kaffeetrinken zur Oma gehen können – oder man geht zur Boundcon.

Was sollte es in der Welt und im Leben mehr geben?
Selbstzufriedenheit der Leute mit sich und mit dem, was sie haben.

Was ist deine Haltung zur aktuellen Lage von BDSM in den Medien?
Sie behandeln es wie eine Jugendkultur, wie davor Gothic oder Punk und größtenteils sehr trashig.
Wenn jemand in irgendwelchen Reality-Formaten an BDSM interessiert ist, dann wird das in allen Einzelheiten immer sofort durch den Kakao gezogen.
Meinetwegen kann sich die Mainstream-Presse gerne raushalten.

Wie passen für dich Gleichberechtigung/Feminismus und BDSM zusammen?
In der Theorie auf jeden Fall perfekt. Im D/s-Bereich halte ich es für schwierig, dass manche Leute teilweise eine sehr unemanzipierte Art von Beziehung leben und dem einfach einen hübschen modernen neuen Stempel geben.
Es gibt einfach mehr devote als dominante Frauen. Und die fallen teilweise wieder in diese Schiene rein: Klein, brav, putzig, unten. Das finde ich total schade, weil SM einem die Möglichkeit gibt, komplett unabhängig vom Rollenbild in der Gesellschaft zu handeln und so zu sein, wie man will.

Ein Buch/Film/… über oder mit BDSM, das du empfehlen willst?
Der Film Preaching to the perverted – richtig schön trashig. Außerdem hat mir die Darstellung der Domina gefallen. Hätte ich früher mal ganz gut gefunden, später so zu sein.

Dein aktueller Lieblingsspruch?
Life’s a bitch, ride it hard!

Etwas, dass du einem JuMü-Website-Besucher auf den Weg geben willst?
Die Leute sollen rausgehen und einfach machen.
Und wenn sie schon so außergewöhnlich sind, dann sollen sie sich nicht gleich wieder in festgefahrene Strukturen zwängen lassen, sondern ihre Individualität einfach ausleben.
Ich glaube, JungeSMünchen gibt dafür eine tolle Plattform.